Konjunktur im Handwerk erreicht neues Rekordhoch

Herbst-Umfrage in Bochum präsentiert

Kammerbezirk / Bochum. Neues Rekordhoch im Handwerk: 92 Prozent (Herbst 2016: 89 Prozent) der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage gut, 94 Prozent (Herbst 2016: 92 Prozent) erwarten das auch fürs nächste halbe Jahr. Das hat die Herbst-Umfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund gezeigt, die am Mittwoch in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft (KH) Ruhr in Bochum präsentiert wurde.

Am besten geht es den Handwerken für den Gewerblichen Bedarf. 97 Prozent der Betriebe geben an, dass ihre Situation gut oder zufriedenstellend ist. Entsprechend positiv sieht es bei den Konjunkturindikatoren aus. Aber: Der tendenziell gestiegene Umsatz bei 40 Prozent dieser Gewerksgruppe resultiert eher aus erhöhtem Auftragsbestand (42 Prozent) denn aus verbesserter Ertragslage. Die Reichweite der Aufträge erstreckt sich im Schnitt über 12,5 Wochen; der Vergleichswert ist bei den übrigen Gewerksgruppen um mehr als vier Wochen geringer.

Kammer-Präsident Berthold Schröder merkt hierzu an: „Ein ausschlaggebender Punkt ist sicherlich das weitere Exportwachstum dank des niedrigen Euro-Wechselkurses, ein weiterer die anhaltend positiven Signale aus der Industrie. Davon profitieren natürlich auch wir.“

Ausgesprochen gute Stimmung herrsche ebenso im Bau- und Ausbaubereich; hier liege die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage bei 95 bzw. 96 Prozent. Wesentliche Erfolgstreiber seinen das niedrige Zinsniveau / günstige Kredite, Förderprogramme zur energetischen Gebäudesanierung, Kaufkraftzuwächse durch tarifliche Lohnerhöhungen sowie eine niedrige Inflationsrate. Zudem eine weitere Wohnraumverknappung, die stärker als bisher Umbau- und Renovierungsarbeiten nötig mache.

So gut wie lange nicht mehr ist die Stimmung im Kfz-Handwerk – 89 Prozent (Herbst 2016: 81 Prozent) sind zufrieden, was auf eine verbesserte Ertragslage hindeutet; fast jeder dritte Betrieb (32 Prozent) konnte die Verkaufspreise erhöhen. Weniger gut, aber keinesfalls schlecht, sieht es in den Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerken aus. In beiden Gruppen sprechen jeweils 83 Prozent der Unternehmen von einer guten bis befriedigenden Geschäftssituation.

Die anhaltend hohe Wettbewerbsintensität hat bei den Personenbezogenen Dienstleistungen dazu geführt, dass lediglich 82 Prozent der Betriebe ihre Situation positiv einschätzen. Gleichwohl ist das der höchste Wert seit drei Jahren.

Kreishandwerksmeister Michael Mauer von der KH Ruhr: „Die Freude über die positiven Zahlen für den Bezirk der Kreishandwerkerschaft Ruhr bedarf ebenso einer strengen Analyse. Eins ist jedoch sicher: Die noch steigende positive Entwicklung im Handwerk stellt uns vor große Herausforderungen. Nachwuchs und Qualifizierung sind die Themen, die erforderlich sind, um auch zukünftig qualitatives handwerkliches Niveau für unsere Gesellschaft zu sichern.“

Dem vorausschauenden Denken, Mauer weiter, werde oftmals die Profanität der Statistik vorangestellt. Es sollte sich daher immer die Frage gestellt werden, ob das Erheben von statistischen Daten, insbesondere der daraus gewonnenen Erkenntnisse, das Handlungspotenzial sei, das man für die Zukunft benötige. „Die um uns herum wachsenden Steuerungsprozesse in einem digitalen Wettlauf zwischen Menge und Schnelligkeit statistischer Daten verlangt eben nicht nur kluges Handeln, sondern auch den Blick voraus, ob Statistik uns zukünftig wirklich alle Handlungsmaßnahmen liefert, mit denen wir Entscheidungsprozesse für die Zukunft sinnvoll gestalten können.“

Auf jeden Fall sei sie ein wichtiger Grundbaustein, wie der Kreishandwerksmeister betont, der immer dafür notwendig sei, zeitlich aktuelle Informationen hinzuzufügen und daraus zielgerichtete Handlungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Chance der richtigen Interpretation von Statistik führe immer zu der Frage, ob sich für die Zukunft schließende oder öffnende Handlungsweisen ergäben.

„Zukunftsdenken und antizipationsbasiertes Handeln verlangt nach höchster Disziplin für gegenwärtiges Risikomanagement in unserer Hochtechnologiezeit.“